Warum buddhistischer Religionsunterricht?
Wir leben in einer vielfältigen Stadt, in der seit Anfang des 20. Jhdts. der Buddhismus studiert und praktiziert wird, steht hier doch in Frohnau der älteste buddhistische Tempel West-Europas, gegründet 1924 vom damaligen Arzt Dr. Paul Dahlke. Auch die Buddhistische Gesellschaft Berlin e. V. besteht schon seit über 50 Jahren. Mit ihrem regelmäßigen Angebot gibt sie jedem ernsthaft an der Buddha-Lehre Interessierten die Gelegenheit, die Vielfalt des Buddhismus zu praktizieren.
Buddhistische Mütter und Väter machten uns darauf aufmerksam, dass wir auch etwas für Kinder und Jugendliche tun müssten, und da wir auch viele aus asiatischen Ländern stammende Familien in Berlin haben, kam im Jahr 2001 die Idee auf, beim Schulsenat um die Erlaubnis zur Erteilung von buddhistischem Religionsunterricht zu bitten. Nach Erstellung und Einreichung eines Rahmenplans für die Klassen 1-13 liegt die offizielle Genehmigung seit dem 13. Juli 2003 vor und wir haben mit dem Unterricht zunächst an zwei Berliner Schulen (einer Grund- und einer Oberschule) begonnen. Wir hoffen, dass wir nach und nach mehr Schulen als Standorte in den einzelnen Bezirken anbieten können.
Was wird unterrichtet?
Alle buddhistischen Schulrichtungen und Traditionen vereint das buddhistische Bekenntnis zu den drei Juwelen: Buddha, Dharma und Sangha, d. h. zum Begründer der buddhistischen Lehre, zu seiner Lehre und zu seiner Gemeinschaft, die die Lehren übt. Nach diesen drei Merkmalen haben wir den Rahmenplan gegliedert und die wichtigsten Vertreter/innen und deren wichtigste Lehren und Übungen den einzelnen Punkten zugeordnet. Dabei wird darauf geachtet, Kenntnisse und praktische Umsetzungen der Lehren im heutigen Alltag altersgerecht zu vermitteln.
Folgende Aspekte werden auf jeder Jahrgangsstufe durchgenommen:
– Historisches und Biografisches: Auszüge aus dem Leben des historischen Buddha, Siddhartha Gautama, und aus den Biografien seiner Haupt-Nachfolger/innen; Verbreitung des Buddhismus in den verschiedenen Kulturen (nördliche und südliche Ausbreitung).
– Theoretisches und Praktisches: Buddhas wichtigste Lehraussagen in Bezug auf ethisches Verhalten (z. B. die fünf ethischen Regeln) sowie die Gesetzmäßigkeiten unseres Daseins (die Vier Edlen Wahrheiten, der Edle Achtfache Pfad, Karma, Wiedergeburt, etc.); Übungen in Hinblick auf Konzentration und Einsicht.
– Festliches und Alltägliches: buddhistische Feiertage; Formen der Meditation und Rezitation (dem jeweiligen Alter angepasst), Übungen der Achtsamkeit im Alltag.
Dazu kommen Exkursionen zu den verschiedenen Stätten buddhistischen Lebens in Berlin, so dass die Möglichkeit besteht, der Vielfalt der buddhistischen Wege in einem traditionellen Kontext zu begegnen. Neben dem Dialog mit anderen Religionen wird die Möglichkeit bestehen, ab der 4. Klasse an einer Konfliktlotsenausbildung teilzunehmen, ist doch das Erlernen friedfertigen Verhaltens eine der wichtigsten Grundlagen im Buddhismus, das aber in einer oft aggressiven Um- und Mitwelt nicht einfach umzusetzen ist.
So werden sich aktive und kontemplative, meditative Elemente die Waage halten, um die Kinder und Jugendlichen ganzheitlich – d. h. in ihren geistigen, emotionalen und körperlichen Haltungen – zu fördern und ihnen Orientierung, sinnvolle Ziele und Wege in einer vielfältigen Welt zu zeigen.
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